Ein gefährlicher Tipp

Der Alptraum so ziemlich aller reitenden Menschen ist ein durchgehendes Pferd. Der Kontrollverlust in der Kombination mit allen möglichen Risiken, die ein Durchgehen mit sich bringt und zusätzlich die Gefahr, vom Pferd zu fallen – all das lässt schon beim Drübernachdenken den meisten von uns den Angstschweiß auf der Stirn stehen.

Und genau deshalb sind wohl auch Artikel so beliebt, in denen Verhaltenstipps gegeben werden, nach dem Motto: Was Profis raten, wenn das Pferd durchgeht.

Nun habe ich schon mehrfach den Tipp gelesen, dass man bei einem durchgehenden Pferd zusätzlich treiben solle. Die Begründung war, dass man so Kontrolle vorgeben und damit wiedererlangen kann und auf diese Weise das Pferd wieder an die Hilfen bekommt.

In der Theorie fand ich das bisher überzeugend. Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, diesen Tipp in der Praxis zu testen und ich kann nur laut und deutlich sagen: Dieser Tipp ist nicht empfehlenswert. Mehr noch: er ist ausgesprochen gefährlich.

Mein Youngster hatte im Gelände meine Galopphilfe einmal etwas zu freudig angenommen und wurde schneller und schneller. Da er auf meine Signale, doch bitte wieder langsamer zu werden, nicht wirklich reagierte, ging ich im Geiste meine Optionen durch. Und da fiel mir besagter Tipp ein. Gut, also trieb ich nach.

Die Reaktion von Anthony war: „Oh, du möchtest noch schneller? Kein Problem!“ und er gab erst recht richtig Gas. Kontrolle gewann ich damit leider überhaupt nicht, im Gegenteil – ich schätze, ich habe das Durchgehen damit erst recht angetrieben (im wahrsten Sinne des Wortes…).

Keine Sorge, das Ganze ging bei uns gut aus – irgendwann konnte ich ihn doch noch überzeugen, wieder langsamer zu werden. Ich will hier nur die Chance nutzen, ausdrücklich vor diesem schwachsinnigen Tipp zu warnen. Wer nicht gerade 10km freie und gerade Strecke vor sich hat, auf der keine Straßen, Menschen, Autos oder dergleichen zu erwarten sind, sollte im Falle eines Durchgehens NICHT nachtreiben – manche Pferde nehmen das einfach sehr wörtlich…

24. September 2009 von Tania Konnerth • Kategorie: Reiten 32 Kommentare »

 

32 Reaktionen zu “Ein gefährlicher Tipp”

 

Von Maja2009 • 24. September 2009

Hallo Tania

Ein sehr wertvoller Beitrag. Immer wieder hört man diesen Tip beim durchgehenden Pferd „Du musst nachtreiben!“

Mein Pferd ging mit mir auch einige Male durch und es ging nicht immer gut aus.

Nachtreiben war auch in meinem Fall nicht das richtige, auch mein Pferd wurde immer schneller und war unkontrollierbar.

Aber was ist der ultimative Tip in solch einer Situation ?

Wichtig ist wohl die Ursachen heraus zu finden und daran zu arbeiten ! Oder was denkst Du ?

VLG

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Jep, genau, ich setze auch auf Vorbeugen soweit es nur geht. Sehr vieles lässt sich erahnen und wenn man da sensibel wird, kann man sich manche heikle Situation sparen. Ist es doch soweit gekommen, kann man sicher immer nur aus der Situation heraus reagieren, aber Pauschaltipps wie den genannten, scheinen mir völlig unbrauchbar.

Tania

 

Von • 24. September 2009

Ach Du meine Güte!! Das ist ja wirklich ein gefählicher Tipp! Zwar irgendwie auch nachvollziehbar, aber nur irgendwie. Bis zu Deinem Artikel hatte ich ihn noch nicht gehört und bin froh, dass ich nun nie in die Versuchung kommen werde, ihn auszuprobieren. Danke für den Beitrag!
Volte reiten (geht natürich nur begrenzt) war immer meine Notlösung und da bleib ich lieber da dabei…

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Jep, wenn es möglich ist, würde ich genau das auch versuchen.

Herzlich,
Tania

 

Von Anne B. • 24. September 2009

Mein Knabi macht zwar viel Mist, aber Durchgehen wollte er als Jungpferd nur selten. Ich hatte aber vorher eine Durchgängerstute und hatte präventiv geübt nach Pat.Parelli immer mal mit der Hand am Zügel nach vorn zu greifen und den Kopf herumzunehmen. Irgendwann kam Lucas dann schon meiner Hand von alleine mit dem Kopf entgegen.So daß ich ihn auch bei kleinen Durchgehversuchen immer gut auf eine Volte ziehen konnte. Nachtreiben halte ich auch nur insofern kurz für sinnvoll, daß man duch ein kurzes Kicken das Pferd auf den Passagier aufmerksam macht. Manchmal half bei uns auch kurzes Anschreien. Aber schön ist das alles nicht.LG Anne.

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Da hast Du recht – es gibt wohl kaum etwas „Schönes“ in dieser Situation und ich denke auch wirklich, dass man je nach Lage immer wieder neu entscheiden muss, was wirklich sinnvoll ist,
Tania

 

Von Kadda • 25. September 2009

Mir ging es letze Woche auch so. Henrika hat sich vor Schfen hinter einer Hecke erschrocken und ist mit mir quer über eine Wiese. Ich konnt sie zur volte beweguen und daraufhin durchparieren. dann bin ch mit ihr noch mal zu dem Monster hin. Leider ist siemir fst noch mal abgehauen, diesnmal auf dem Weg geblieben , dort wuchs neben bei auch eine dichte hecke ich hab sie versucht dann in richtung Hecke zu stellen daraufhin wurde sie langsamner denn da wollte sie auch nicht rein rennen. dass hiulft bei uns ganz gu tt das ich sie zuzusagen schräg stelle da kann sie nicht gut durchstarten. Bisher hat das immer ganz gut geklappt. hof das die Monster Schafe *g* sich morgen nicht hinter der Hecke verstecken.

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Gut gelöst, würde ich sagen!

Prima,
Tania

 

Von Nicole • 27. September 2009

Ich würde den Tip etwas anders formulieren, dann passt er meiner Meinung nach: Damit man nicht nur ins ziehen kommt (was viele Pferde gut ignorieren können), die Beine und den Po nicht vergessen, sondern wie beim ordentlichen Durchparieren die Schenkel- und Gewichtshilfen nicht vergessen, also versuchen sich aufrecht hinzusetzen, Gewicht in den Sattel und Beine ans Pferd bringen. Dann merkt es auch: da ist ja noch jemand.

So bin ich jedenfalls bisher aus jeder Situation gut herausgekommen.
Aber Vorsorge ist natürlich immer besser als Nachsorge!
LG

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Jep, Nicole, so formuliert, klingt das deutlich sinnvoller.

Danke für den den Hinweis,
Tania

 

Von Sigrun • 28. September 2009

Ich würde auch sagen: Nachtreiben ist gefährlich und kontraproduktiv, denn es bestätigt das Pferd in seinem Tun, wenn es aus Übermut durchgeht und erhöht den Stress, wenn es aus Fluchtinstinkt durchgeht! Der Tipp gehört in dieselbe Kiste wie das Pferd „sich mal auslaufen /auspowern“ zu lassen, wenn es sehr lauffreudig ist oder gar zum Zackeln oder Durchgehen neigt. In beiden Fällen hilft nur, bestmögliche Ruhe zu bewahren und so gut wie möglich mit Gewicht, Sitz, Schenkel und dann Zügel einzuwirken. Und danach die Situation möglichst zu vermeiden bzw. an der Rittigkeit / am Problem zu arbeiten, damit sie sich nicht wiederholt. „Reinsetzen, Hände tief“ wäre meiner Meinung nach ein besserer Tipp, wenn man auf dieser schlichten Ebene bleiben will.

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Super Beitrag – herzlichen Dank!
Tania

 

Von Anna • 28. September 2009

Ich denke der Tipp mit dem Treiben funktioniert nur wenn man tatsachlich 10km freie und gerade Strecke vor sich hat, auf der keine Straßen, Menschen, Autos oder dergleichen zu erwarten sind…was bei mir auch noch nie der Fall war.
Bisher fand ich den Tipp aber von der Grundidee nicht schlecht, man soll ja das Pferd nciht nur treiben, sondern solange treiben bis es nicht mehr laufen will und dann soll es weitergetrieben werden.
Psychologisch gesehen, dass das Pferd durchgehen damit verbindert, dass es dann richtig anstrengend wird.
ich denke das funktioniert natürlich nur auf geeigneter Strecke, die so gut wie nie bei uns vorhanden ist und ich denke das so etwas auch charakterlich vom Pferd abhängig gemacht werden muss.

Also ein Tipp der tatsächlich nach hinten losgehen kann.

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Jep, bei 10km freie Fläche voraus, würde ich es auch noch mal machen 😉
Tania

 

Von Lizzy • 28. September 2009

Vielen Dank für diesen ehrlichen Bericht! Oftmals wird diese Problematik ja totgeschwiegen…
Ich denke auch, dass es wichtig ist, zu Hause die Rittigkeit zu erhöhen und im Ernstfall zu versuchen, das Pferd wieder mit den „gewohnten“ Hilfen zur Aufmerksamkeit zu bringen und wenn das geschafft ist, sollte das Durchparieren funktionieren.
Auf jeden Fall sollte man sich VORHER überlegen, was für einen in Frage kommt und was nicht.
Den Tipp mit den Volten habe ich auch schon oft gehört, auch leider schon angewendet, jedoch ist auch hier absolute Vorsicht geboten, denn bei dieser Aktion kann man dem Pferd ein Hinterbein wegziehen und im schlimmsten Fall zum Sturz bringen.
Auch das Abwenden Richtung Hecke/ Wand/ Begrenzung ist sicher nciht für jedes Pferd empfehlenswert, da ich einige Pferde kennen, die versuchen würden darüber zu springen oder tatsächlich einfach durch zu rennen. Aber das hängt natürlich stark ab von der inneren Haltung des Pferdes.
Das habe ich zum Glück noch nicht erlebt, aber leider ist mir Anfang des Jahres mein ehemaliges Rennpferd im Gelände durchgegangen. Urplötzlich galoppierte er los und war im Rennmodus- nicht mehr ansprechbar. Und der Weg führte auf Schotter zu, dann auf Beton und dann auf eine Landstraße. Beim Versuch, ihn in einen Acker zu wenden trennten sich unsere Wege.
Folge war ein tiefer Schock für das Pferd, leichte Gehirnerschütterung für mich und ein gestörtes Verhältnis zum Pferd, das wir erst jetzt langsam wieder finden. Gelände war seither nicht mehr drin. Aber in erster Linie eben darum, weil ich einfach keine Antwort darauf habe, was zu tun ist wenn….

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Oje, das klingt furchtbar. Dass das tief sitzt, kann ich mir gut vorstellen.

Kannst Du nicht vielleicht wieder mit Spazierengehen beginnen und einfach immer mal wieder für einige Meter drauf gehen? So kannst Du Dich vielleicht wieder langsam herantasten.

Alles Gute,
Tania

 

Von Katja Maria Günder • 28. September 2009

Hallo zusammen, ich bin auch nicht der Meinung, man sollte ein durchgehendes Pferd noch anfeuern. Allerdings sollte man auch nicht vor lauter Schreck die Schenkel vom Pferd nehmen und es so „allein“ lassen. Ich hatte diesen Tip auch immer so verstanden, dass man, wenn das Pferd wieder langsamer werden will, es weitertreibt. Unter dem Motto: „Wann ich es sage ist Schluß“. Dann kann man sicher das Pferd durchparieren. Da ich einen notorischen Durchgeher hatte, kann ich mitreden. Erst ins Gelände gehen, wenn das Stellen und Biegen reflektorisch klappt. Nur dann reiten, wenn man sich gut fühlt. Im Zweifel absteigen und ein bißchen mit demm Pferd bummmeln gehen. Wenn ein Pferd durchgeht, möglichst schnell und konsequent eine Stellung abverlangen. Gestellt macht Laufen nicht mehr wirklich Spaß.

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Wow, also diese Tipps halte ich alle für sehr, sehr sinnvoll. Danke Katja!
Tania

 

Von Kerstin Schneider • 28. September 2009

Zum Glück ist Euch nichts passiert.
Diesen „Tipp“ kannte ich auch und bin auch – ich nenn es mal- drauf rein gefallen. Sehr gefährlich kann das werden. Auch bei uns ging es gut (aber nur, weil dem Tinker die Puste ausgegangen ist)- aber mein Adrenalin war sehr hoch und der Puls auf 180 und die Beine nur noch Gummi.

Viele liebe Grüße
Kerstin mit Guinness

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Der gute Guiness kann also auch anders, ja? Na mal gut, dass Euch nichts passiert ist.

Knuddel mal den Süßen von mir,
Tania

 

Von Lizzy • 29. September 2009

Oh ja, im Zweifelsfall ist auch ein geordnetes Absteigen (wenn man vorher merkt, es wird egfährlich) sicher ein durchaus probates Mittel, bei dem man sich keinen Zacken aus der Krone bricht. Unter dem Strich ist es ja schon so, dass Durchgehen bedeutet, dass das Pferd einem die Entscheidung in der Situation abnimmt und „allein“ weiter macht. Auch deshalb ist es so wichtig, ein gut gymnastiziertes, gehorsames (im Sinne von aufmerksam und folgend) Pferd in der Bahn zu trainieren, um das dann im Gelände abrufen zu können.
Und ja, wir gehen schon auch wieder spazieren 😉 ISt bei einem Ehem Rennpferd (3 Jahre lang Rennen gelaufen) eben einfach schwierig, da er ja gelernt hat, wenn jemand drauf sitzt und dann auch noch die Zügel aufnimmt heißt das: „Let the race begin“. Abwer das wird 😉
Ich fand es schon toll, dass du das Thema mal angesprochen hast!

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Danke, Lizzy! Rechtzeitig abzusteigen, wäre, wenn möglich auch ein Mittel meiner Wahl. Nur, was man manchmal auch liest: abzuspringen, wenn es schon losgegangen ist, würde ich wiederum nicht wirklich empfehlen 😉

Alles Gute für Euren Weg,
Tania

 

Von Madeleine • 1. Oktober 2009

Ich habe kein Problem damit, wenn mein Pferdchen mal einen Hopser im Gelände macht, aber einen Durchgänger könnte ich nicht ertragen. Meinen Knabi habe ich als Jährling gekauft. Bis heute (er ist jetzt 7) gehe ich nicht mit allen Reitern aus meinem Stall ausreiten. Ich galoppiere mit meinem Wallach sehr ruhig und gesetzt, andere können ihre Pferde nur flach rennen lassen.Ich reite entweder alleine oder mit Stallkollegen, die wissen, dass ich Angst vor einer etwaigen Unkontrollierbarkeit habe und sich voll auf mich einstellen (ich habe das jüngste Pferd!). Merke ich, dass mein Pferdchen spannig und nervös ist, im Trab immer schneller wird,gegen die Hand geht und nicht mehr „online“ ist, galoppiere ich eben nicht und bleibe so auf der sicheren Seite. Ganz egal, was die anderen meinen. Ich bin zudem Mama und habe Verantwortung: für mich, meine Familie, mein Pferd und die Menschen, die sonst noch irgendwie unterwegs sind.

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Hut ab – das finde ich sehr schlau und vernünftig!
Tania

 

Von Verena • 1. Oktober 2009

Japp, mir ist es einmal passiert, dass meine RB, als ich allein mit ihr unterwegs war, lieber zurück zum Stall wollte als weiter mit mir ausreiten. Er buckelte , drehte um und wollte losgalloppieren, ich dachte in diesem Moment an diesen tollen Tipp , den ich gelesen hatte (Michael Geitner rät dies ja übrigens auch ), gab Zügel und trieb, naja er rannte weiter und irgendwann flog ich in der Kurve halt runter (nix groß passiert).

Neulich hatte ich leider wieder die Situation, dass er aufm Feldweg , der nach hause führte schnell loswollte, da hab ich schnell reagiert und ihn an einem Zügel „herumgerissen“, hat ihn ziemlich verdutzt und so konnten wir im schritt weiter.

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Nur gut, dass Dir nichts passiert ist!
Tania

 

Von corinna • 1. Oktober 2009

Das Durchgehen ist auch meine größte Angst beim Reiten mit meinem Jungpferd.In diesem Frühjahr ist es mir dann das erstemal passiert, als auf dem Nachhauseweg an einer Strasse plötzlich eine Herde Jungbullen in unsere Richtung zum Zaun rasten. Ich konnte nach kurzem Schreck das Gelernte abrufen>Stotterbremse mit dem Zügel>ruhig bleiben>leichte Schlangenlinien reiten.Dadurch fiel mein Pferd in den Trab und nach ca.300mtr. konnte ich wieder zum Schritt durchparieren.Ich war froh das es so gut geklappt hatte und die Angst ist etwas kleiner geworden.Ansonsten halte ich es wie Madleine und vermeide Ausritte mit Gruppen die durch den Wald rasen.

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Super gerettet, auch für Dich ein Hut ab!
Tania

 

Von Frauke • 2. Oktober 2009

Ich sehe den Tipp mit dem Weitertreiben eher als Rat, aktiv weiterzureiten und sich nicht in Schreckstarre in die Bügel zu stemmen und vorne zu ziehen, so stark wie’s nur geht und alles zu vergessen was man sich so hart in unzähligen Reitstunden erarbeitet hat.
Die „Gesetze“ der Reitlehren gelten auch für durchgehende Pferde!

Ich gehe davon aus, dass hier im Forum nur Reiter unterwegs sind, denen das Pferdemaul heilig ist und die hart an ihrer Balance im Sattel arbeiten. Und das ist in solchen Situation um so wichtiger.
Also, auch wenn’s schwer fällt, erst mal tief ausatmen und sich bewußt machen, das ein verkrampfter Reiter und Schmerzen im Maul ein schlechtes Argument für’s Pferd sind, durchzuparieren.
Das Reitlehrer-Radio im Kopf einschallten: Bleib locker! …in der Bewegung des Perdes bleiben, Schultern und Ellbogen lösen … und den „Zugpunkt“ für die Anlehnung finden, etc. Atmen nicht vergessen!
Und wenn man sich dann selber da oben ausgerichtet hat klappt es auch mit dem Stellen oder Volten reiten besser.

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Ok, so interpretiert macht es Sinn. Aber ob es wirklich immer so verstanden wird?

Tania

 

Von Verena • 4. Oktober 2009

Ich hab auch so ein Pferd, das am Anfang oft durchging – nicht kopflos (sie selbst hat immer nen klaren Kopf behalten) aber im absoluten Renngalopp und völlig unsteuerbar – abzuwenden wäre echt nicht möglich gewesen. Jeder noch so vorsichtige oder auch deutliche Versuch meinerseits, Tempo oder Richtung zu bestimmen wurde mit Bocksprüngen oder, wenn überhaupt noch möglich, weiterem Beschleunigen quittiert. Die Lösung war hier tatsächlich etwa 10m laufen lassen, dann drauftreiben, denn erst dann hat sie die Hilfen wieder zur Kenntnis genommen.
Das war dann allerdings das Notfallprogramm. Ich habe in der Zeit viel geführt bzw mich führen lassen, bis JEDE Strecke auch im Schritt machbar war. Nach einer solchen Rennattacke bin ich immer abgestiegen, hab zurück geführt und bin dann die Strecke im Schritt nochmal geritten (hat sie irgendwann schon von selbst gemacht). Außerdem habe ich das Pferd darauf trainiert IMMER an Kreuzungen anzuhalten. Dadurch hat sie auch beim Durchgehen an Kreuzungen verlangsamt, sodass ich sie wenigstens kurz durchparieren konnte um abzuspringen.
Nach konsequenten Trainig hat sich das Problem jetzt aber (nach 1-2 Jahren) so gut wie erledigt. Gottseidank!

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Wow, Hut ab, Verena!
Tania

 

Von Nicole • 26. Oktober 2009

Ja würde den Typ auch als Schwachsinn abtun, obwohl er mir einmal wirklich geholfen hat bei einer Durchgänger Stute die prinzipiell bei jeder offenen Fläche davon geschossen ist. Ihre Reiterinnen waren dann froh wenn sie stand.
Hab sie dann mal geritten und auf der grossen Wiese ist sie natürlich weg aber als sie langsamer wurde hab ich weiter getrieben (davor kaum Einwirkung, da sie eh alles ignoriert hat) und dann kontrolliert durchpariert und richtig viel gelobt. Danach war es bei fremden Reitern besser, die beiden Frauen die sie davor ritten konnten sie allerdings immer noch nicht halten. Sie hat aber nun nen neuen Besitzer der ganz toll auf sie eingeht und mit ihr gut klar kommt.
Dennoch würde ich so etwas nicht für den Normalfall vorschlagen, denke aber dass es ab und zu angebracht ist, je nach Pferd und Situation (also ganz selten).

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Ja, da kann ich dann noch nicken 😉
Tania

 

Von sabine • 16. Januar 2012

grad les ich was ihr alles schon für Erfahrungen gemacht habt.
Ich bin grad total frustriert weil meine Isi stute vorgestern im Gelände plötzlich eine Hinterhandwendung gemacht hat und dann Richtung Heimat rannte. Ich sass nur noch halb drauf.
Als ich sie dann wieder hatte und Richtung Reitlehrerin zurückgeritten bin, sagte sie: ich würde ihr jetzt erstmal mit der Gerte eins geben und über die Stelle wegreiten. So hab ichs gemacht und Lukka hat gleich nochmal rumgedreht und ist wieder los. Als sie dann wieder einigermassen stand bin ich zitternd abgestiegen. Meine Reitlehrerin ist dann drauf und ist mit ihr unter Diskussion an der Stelle vorbei.
Ich bin ein eher ängstlicher Reiter und jetzt meinte meine Reitlehrerin ich müsse mir überlegen ob ich sie nicht doch besser verkaufe. Das will ich aber nicht!!
Ich ahb sie jetzt seit ca. 1,5 J. Sie ist jung und ich bin jetzt 5 Monate nur noch mit Reitlehrerin ( eben weil sie immer wieder versucht hat umzudrehen wenn ich mit ihr draussen war) – zuerst als Handpferd und dann immer selbständiger geritten und es hat sich so gut entwickelt. Jetzt bin ich verzweifelt!!!!
Hab jetzt gehört, dass an der Stelle wohl Wildschweine im Wald sein sollen?! Denn als wir zu Fuss am nächsten Tag wieder dort waren hat sie die gleiche Reaktion gezeigt. Frage: hat sie nun den Respekt verloren und wird das immerwieder machen oder waren es die Wildschweine???

Hat jemand Ideen wie ich weitermachen kann?

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Hallo Sabine,

ich finde den Rat Deiner Reitlehrerin sehr traurig. Ein Pferd zu schlagen, ist nicht dazu angetan, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Was die Ursache für das Verhalten Deines Pferdes war, wird sich wohl kaum noch sicher klären lassen, aber sollten es tatsächlich Wildschweine gewesen sein, dann wurde Dein Pferd für seine naturgemäße Angst geschlagen. Das macht mich traurig.

Schau doch mal, wenn Du magst, in unser Forum. Da findest Du viele Leute, die andere Wege im Umgang mit Pferden gehen und die Dir andere Impulse geben können. Auch unser Anti-Angst-Kurs könnte Dir viele Ideen geben, wie Du mit Deinem Pferd ein gutes Verhältnis entwickeln kannst.

Schlagen ist IMMER die schlechteste Wahl,
Tania

 

Von Sarah • 4. März 2012

Hallo (:

Ich denke, dass man in dieser Situation nicht nachtreiben sollte und, wie geschrieben, es eben auch nichts bringt.

Buckelt mein Pony jedoch einfach nur noch aus Übermut, so hat es mir oft geholfen, einfach zu treiben. Der Kleine wurde dann zwar erst einmal etwas schneller, hat sich aber sofort wieder abfangen lassen 🙂
LG

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Hm, ich würde es dennoch nicht empfehlen, denn manch ein Pferd könnte das auch als Aufforderung sehen, noch ein bisschen mehr „Spaß“ zu machen.

Herzlich,
Tania

 

Von Michelle • 26. August 2012

Naja.. ganz so zustimmen würde ich dem Beitrag nicht. Das Pferd, welches ich jetzt reite hatte anfangs die Tendenz im Gelände öfters durchzugehen, nicht aus Angst – sobald ein grosses Feld oder ein langer Waldweg vor uns lag, fand das Pferd, dass Galopp jetzt cooler wäre. Wenn ein Pferd ängstlich ist, würde ich das mit Sicherheit nicht so machen. Aber wann wir galoppieren (und ich galoppiere auch gerne über Felder) entscheide immer noch ich – das wird sonst auch gefährlich. Und dann gibt es so viele Leute, die dann einfach an den Zügeln ziehen, das sehe ich als falsch an. Dann kommt eben das „nachtreiben“ und das geht für mich so: Mit dem Kreuz blockiere ich die Bewegung des Pferdes etwas, die Beine treiben ziemlich stark und vorne halte ich gegen, dies aber für nicht mal eine Sekunde, dafür stark. Sobald das Pferd auch nur ansatzweise bremst oder sich nur aufrichtet (was eine logische Folgerung ist von den Hilfen), gebe ich am Zügel wieder nach und treibe nicht mehr. Sobald das Pferd aber wieder zum rennen ansetzt wiederholt sich das ganze. Wie halbe Paraden, nur eben auf die unsanftere Tour. Nachtreiben ist also durchaus sinnvoll, wenn man nicht vergisst, dass man das Pferd nicht ins Leere, sondern in die Hand treiben soll.

 

Von Marii • 27. August 2012

Kommt immer alles auf die Situation an!
Mit ein Schulpferd, dass mich jede Woche zu Beginn der Stunde abgeworfen hat, hatte ich nie mehr probleme, seit ich die Beine zu gemacht hab.
Volte reiten im Gelände ist sehr gefährlich! Wenn das Pferd unerwartet stark abwendet bei hohem Tempo, fliegt man heftig !
Rennpferde werden übrigens entgegen manchem Vorurteil nicht unkontrolliert laufen gelassen!
Ganz im Gegenteil! Nur sind sie nicht an feine Hilfen gewöhnt.
Beim durchgehen im Gelände besteht Lebensgefahr für Ross und Reiter, da finde ich dann das Abwenden der Gefahr doch erstmal noch wichtiger als den freundlichen Umgang, den man selbstverständlich ansonsten weiter verfolgen möchte.
Da muss man bei einem ehemaligen Rennpferd eben leider auch ausnahmsweise mal zupacken, wie es das gewohnt ist, bis man ihm nach und nach den feinen Umgang vermittelt hat.

 

Von Susanne • 27. August 2012

Hallo, ich verstehe den Tip (wie auch oben schon mehrfach gesagt) eher so, dass man nicht in eine „Starre“ verfallen soll, wenn das Pferd durchgehen will, sondern aktiv durch treiben und annehmen das Pferd wieder unter Kontrolle bringt.
Ich reite schon sehr lange, auch junge oder „verdorbene“ Pferde und es ist mir bis jetzt zum Glück erst ein einziges Mal passiert, dass mir ein Pferd so richtig durchgegangen ist. Ich bin an einer Kleinbahn-Strecke entlang geritten und von hinten kam ein laut hupender Zug. Meinem Pferd (schon älter, Turniererfahren und normal durch nichts zu erschrecken) war das deutlich zu viel und sie hat richtig Gas gegeben. Da war mit treiben o. ä. nichts mehr drin. Das Pferd war völlig „abgeschaltet“. Zum Glück führte die Bahnstrecke dann vom Weg weg und ich konnte wieder anhalten.
Ansonsten bin ich aber immer ganz gut damit gefahren, das Pferd im Hals abzustellen, eine Volte zu reiten o. ä. Das kommt immer auf die Situation an.

 

Von Gabriela • 28. August 2012

Hallo alle zusammen, ich habe ehrlich gesagt nicht alles gelesen aber von dem tipp war ich persönlich noch nie überzeugt!! Ich hatte als kind ein galopperpony das sehr viele rennen gewonnen hat, ein absolut lustiges pferd. Es ging aber in der gruppe und bei grün auf em boden jedes durch…… Ich habe mir damit auch ein grosses „durchgehtrauma“ eingefangen und bis vor ein paar jahren keinem pferd mehr, ob gross oder klein getraut. Ich war zur stressreiterin geworden! Durch viel arbeit an mir selber und der hilfe meiner zackigen und sensiblen islandpferdestute habe ich nun endlich so viel vertrauen gefasst dass ich sie wunderbar mit LG zaum und fellsattel reite und das richtg „gediegen“ und spassig! Allein und in der gruppe. Das was ich gelernt habe ist dass ein pferd nur mit ruhe, richtigem sitz, wenig oder keine hand und vor allem einer gegenseitig schönen, vertrauten beziehung anzuhalten ist. Jedes pferd kann durchgehen, schliesslich muss es das in der wilden laufbahn wenn es überleben will. Darum ist gegenseitiges verstehen und vertrauen so wichtig…..das heisst aber auch freunschaft aufbauen und zwar erst mal vom boden aus… Lg. Gab.

 

Von Nicole • 4. September 2012

Auch ich hatte einen Durchgeher vor 12 Jahren. Mein Wallach war 4 jahre alt und kannte nichts ausser Durchgehen. Ich habe alle Tips ausprobiert. Das mit dem Antreiben funktioniert nicht, manchmal habe ich Ihn einfach laufen lassen bis er nicht mehr konnte aber das geht halt nur auf sehr beschränkten Wegen. Das mit der Volte funktionierte nie. Er rannte einfach im selben Tempo weiter bis wir am Boden lagen. Gegen Zaun und Hecke funktionierte auch nicht, da rannte er einfach darauf los. Das Einzige was geholfen hat war runterspringen oder unsanft in hohem Temp absteigen. Mein 4jähriger Freiberger war sehr auf mich fixiert und traute sich alleine nicht weiter. Endgültig geholfen hat nur die haltung und Ausbildung. Offenstall und viel Training, KEIN Kraftfutter und viel Spazieren gehen. Jetzt ist es Das beste Pferd welches man sich denken kann! Einfach nur ein Traumpferd!!!!

LG Nicole mit Timo

 

Von Sandra • 11. Oktober 2014

Hi zusammen,
schön, dass dieses Thema hier auch mal zur Ansprache kommt.
Auch wenn man zu dieser Sache unterbewusst auf ,,DEN“ Tip wartet, gibt es hier wohl keine Lehrbuch Lektion. Zumindest nicht für die Sache selbst. Aber welche Übungen würdet Ihr denn als Training empfehlen, um es gar nicht erst dazu kommen zu lassen?

Bei mir handelt es sich speziell um den Konkurrenztrieb, wenn ich mit anderen zusammen Ausreite. Alleine geht mein 12j. rennfreudiger Araber nie durch. Er zeigt zwar in manchen Momenten, dass er gerade gern schneller laufen würde, als ich, aber reagieren tut er 100% zuverlässig auf die zurückhaltenden Hilfen (Stimme und/oder sehr leichte Zügelhilfen). Selbst mit Halfter. Größtenteils kann man ihn in allen Gangarten entspannt am langen Zügel und mittlerweile auch in gesunder Anlehnung reiten.
Und auch wirklich ,,rennen“ tut er alleine nur, wenn ich ihn entsprechend dazu auffordere.

Ist jedoch ein anderes Pferd dabei, welches auch gern flotter und vorne läuft, dann hänge ich außerhalb der Schrittphasen dauerhaft im Maul, besonders wenn er hinter oder neben dem anderen Pferd läuft. Bei manchen Pferden legt es sich nach ner Weile, wenn er festgestellt hat, dass diese keine Konkurrenz darstellen (nicht schneller sind bzw kein Interesse daran haben, ihn zu überholen), bei manchen ist jedoch jeder Trab/Gallopp eine einzige gefährliche Katastrophe und es werden jegliche, sonst so wunderbar funktionierenden Hilfen, komplett ignoriert. Es zählt für ihn dann nur eins. ,,Vor“ den anderen Pferden zu sein und spätestens beim dritten Arbeitsgallopp zeiht er mir dann los und ich bin froh, wenn ich ihn in die Volte bekomme.

Das Problem ist hier, dass ich allein so gesehen nichts zu trainieren habe weil er ja so wunderbar reagiert und sich auch gut wieder beruhigen lässt. Nun stellt es sich als schwierig da einen Reiter zu finden, der Lust darauf hat mit mir daran zu arbeiten und wenn, wüsste ich auch nicht so recht wo ich anfangen soll, da er ja quasi alles ignoriert, was sonst so wunderbar funktioniert.

Was ich grundsätzlich übe ist, ihn niemals ,,laufen zu lassen“ wenn er von selbst die Initiative dazu ergreift. Ich versuche dann stets erst wieder Ruhe rein zu bringen und ,,wenn ICH dann möchte“ vernünftig anzugalloppieren und das Tempo selbst anzutreiben. Vom Boden aus FiS und neuerdings auch ,,Kopf tief“. Das hilft aber leider bei einigen Pferden auch nicht weiter. Bei diesen hilft bis jetzt nur die Vermeidung, also nicht mit ihnen auszureiten.
Muss ich das jetzt einfach auf Ewig akzeptieren oder gibt es Tips, wie man das raus bekommt?

Liebe Grüße

 

Von Anja • 9. Dezember 2014

Hallo Tania, hallo Sandra,

ich bin neu hier und gerade über den Artikel gestolpert. Das Thema ist ja nun leider schon etwas älter, aber da Sandras Beitrag noch recht frisch ist und ich ein ähnliches Problem habe, würde ich meine Erfahrungen gern mit Euch teilen.

Ich habe vor kurzem einen extremen Renn-Isi gekauft. Er ist vorher in einem (super) Touri-Betrieb in Dänemark hauptsächlich als Guide Pferd gegangen – u.a. weil ihn beim Galopp am Strand (Quadratkilometer über Quadratkilometer ebene Galoppfläche) kaum einer halten konnte. Mir ist das letztes Jahr erstaunlicherweise ohne viel Arbeit immer gut gelungen – er blieb brav in der Reihe und ließ sich vergleichsweise gut handeln – obwohl ich nur „Touri“ war. Erst dieses Frühjahr, als ich einmal beim reiten sehr schlecht drauf war (grundsätzlich keine gute Idee, seufz) hat er komplett Theater gemacht, einschließlich Kopf schlagen, buckeln usw. Ist zum Glück gut gegangen, hauptsächlich weil die Gruppe seinetwegen fast komplett auf Galopp verzichtet hat, aber seitdem habe ich auch immer etwas „Schiss“ wenn wir mit anderen Pferden im Gelände sind (allein macht er überhaupt keine Probleme, sondern nur in „Konkurrenzsituationen“).

Meine Vermutung ist, das genau in der Angst vor dem Durchgehen/dem Kontrollverlust das Problem liegt. Das Pferd spürt Deine Nervosität ja sofort. Als ich das erste mal drauf saß, sagte mir der Isländische Guide der seinerzeitigen Tour in etwa: „Das Wichtigste ist, dass Du ruhig bist, dann wird er es auch.“ Und das hat funktioniert. Und nicht nur das erste mal (zugegeben vor diesem Tip lagen bereits zwei Stunden mehr oder weniger „Kampf“) sondern auch viele Male danach – wo es fast auf Anhieb klappte. Ein leicht genervtes (aber nicht panisches verbales Schelten) und ansonsten durchatmen, Ruhe bewahren. Wenn Du so viel Ruhe ausstrahlen kannst, dass diese Ruhe auf das Pferd durchschlägt, gewinnst Du als Reiter wieder die Oberhand – egal ob andere Pferde dabei sind, oder nicht. Wenn mit den Rennversuchen aber sofort der eigene Adrenalinpegel steigt und hoch bleibt, geht gar nichts mehr, der Stress überträgt sich nur zusätzlich aufs Pferd – oder das Pferd „lacht sich einen“, weil es merkt, dass es jetzt freie Bahn hat und machen kann, was es will, das Rennen wird dann noch schlimmer oder gar mit Buckeln etc. kombiniert. Die „Lösung“ liegt meiner Erfahrung nach also in der Fähigkeit, in einer „Stress- bzw. Paniksituation“ komplett die Ruhe zu bewahren und den eigenen Stresspegel quasi auf Kommando runterzufahren. Das ist harte Arbeit an sich selbst, aber wirkt auch in allen anderen Lebensbereichen und ist daher extrem wertvoll. Also mal wieder „das Pferd als Lehrer und als Spiegel Deiner Seele“. Btw: Ich bin auch erst am Anfang (weil ich mir nach dieser einen blöden Erfahrung das ruhig bleiben auch deutlich schwerer fällt), aber es funktioniert. Ich habe den Kleinen mittlerweile gekauft und hoffe, dass er nun auch schnell erkennt, dass er mich mit dieser Masche nicht mehr „verunsichern“ kann. Nachtreiben o.ä. war jdf. auch hier vollkommen kontraproduktiv, Voltenreiten mit Buckeln verbunden, also „Ruhe“ auch die einzige Lösung, die tatsächlich funktioniert hat.

Mich würde Eure Meinung zu dieser Theorie sehr interessieren.

Liebe Grüße

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Hallo Anja,

ja, ganz sicher hat die eigene Verfassung viel Einfluss auf ein Pferd haben und ruhig zu bleiben, ist immer ein guter Rat, denke ich (wie umsetzbar der ist, wenn das Pferd wirklich durchgeht und die nächste Straße nicht weit ist, sei mal dahin gestellt).

Woran ich mich ein bisschen störe, sind Formulierungen wie „das Pferd lacht sich eins“ oder „diese Masche“. Ich glaube immer weniger daran, dass Pferde so ticken, ganz im Gegenteil, ich glaube, das ist rein menschliches Denken. Sicher gibt es Pferde, die gerne rennen, aber ein Pferd das gerne rennt und eines das durchgeht – da besteht für mich ein riesengroßer Unterschied. Für ein Durchgehen gibt es immer Gründe und aus meiner Sicht gilt es, diese zu erkennen und daran zu arbeiten (das kann die Haltung betreffen, die Ausrüstung, den Reitstil, die Psyche und vieles mehr).

Herzlich,
Tania

 

Von Anja • 12. Dezember 2014

Liebe Tania,
ich stimme Dir grundsätzlich vollkommen zu, dass Pferde nichts tun um einen zu ärgern oder auszutricksen. Und auch mit der Ruhe in Anbetracht der nahenden Straße hast Du natürlich recht. Fast unmöglich. Mein Beitrag war eher als Antwort zu Sandras post gedacht: Pferd, das so losrennt, dass es nicht mehr kontrollierbar ist, wenn (bestimmte) andere Pferde dabei sind. Das ist auch „durchgehen“ denke ich – meiner jedenfalls zieht dann den Kopf tief und verweigert jede Hilfe und rennt gestreckt davon, Hauptsache erster sein. Und mein Eindruck ist, dass er damit seine verschiedenen Reiter „getestet“ hat, wer bekommt Angst? Das meinte ich mit „Masche“ – wobei es wahrscheinlich eher ein Lerneffekt war: er will zeigen, wie schnell er ist, Reiter bekommt Panik und reißt an den Zügeln, Pferd hat Schmerzen und wehrt sich gegen Reiter – Folge: Teufelskreis. Dem Pferd da zu zeigen, dass man sich nicht aus der Ruhe bringen/nicht beeindrucken lässt, ist nach meiner Erfahrung das wirksamste Mittel. Gleichzeitig gewinnt das Pferd so auch Vertrauen zu seinem Reiter.

Ich hoffe, ich konnte das jetzt richtigstellen…

Viele liebe Grüße

Anja

 

Von Cori • 16. Dezember 2014

Das Thema beschäftigt mich momentan auch, obwohl es bei mir zum Durchgehen zum Glück noch nicht gekommen ist.
Meine Stute habe ich nun seit gut einem Jahr und wir kommen super miteinander aus. Bodenarbeit, Longieren, auf dem Platz Arbeiten oder Spazieren gehen… Alles super! Wir sind mitlerweile ein Klasse-Team. Aber beim Ausreiten hapert es leider. Sie ist meist total angespannt und würde am Liebsten Rennen. Ich weiß, vorne halten ist auch nicht unbedingt eine Option, aber bei mir spielt leider die Angst mit und ich traue mich nicht ihr die Zügel zu geben, da ich denke, dann schießt sie erst Recht los… Natürlich merkt sie auch wenn wir ausreiten gleich, dass ich schon total angespannt bin, und ich habe das Gefühl das ergibt dann den Teufelskreis und sie ist erst recht auf Davonlaufen eingestellt. Hat jemand vielleicht einen Tipp, wie man im Vorfeld schon Ruhe reinbringen kann? Es mag schon keiner mehr mit uns ausreiten, weil alle Angst haben, sie könnte ihre Pferde „anstecken“… und raten mir selbst schon das Pferd zu verkaufen oder aber zu „ich nenne es mal: brutalen Mitteln“, die ich aber auf Grund meiner Einstellung mit Pferden zu arbeiten ablehne.
Vielleicht hat jemand einen Rat?
Viele liebe Grüße
Cori

 

Von Eva • 17. Dezember 2014

Hallo Cori,

toll, dass bei euch nach einem Jahr schon so viel klappt! Ich habe meine Stute jetzt 4 Monate und wir sind noch bei der Bodenarbeit. Reiten und Spazieren gehen ist erst später dran, wäre jetzt noch zu viel für sie bzw. uns – meint zumindest mein Bauchgefühl;-). Ich glaube, ich würde das Ausreiten an deiner Stelle noch mal gaaanz langsam aufbauen und in das Spazieren gehen integrieren. Also entspannt zu Fuß losgehen und dann, wenn du selbst weiterhin entspannt bist, unterwegs aufsteigen, kurz reiten, wieder absteigen BEVOR ihr beide euch verspannt usw. Also langsam und mit Geduld den Teufelskreis aus „Selbst angespannt sein und damit das Pferd anstecken, dadurch selbst noch mehr Sorge bekommen usw.“ durchbrechen. Mit diesem Vorgehen wärst du auch erstmal unabhängig von Mitreitern, die evtl. nicht so viel Geduld haben.
Wenn ihr unterwegs seid und du wirst trotzdem noch mal akut nervös, kann evtl. auch helfen: Singen, Gähnen, oder eine bewusste Atemübung, die man voher in ruhigen Situationen einübt.

Vielleicht ist ja der eine oder andere Tipp dabei, der bei euch passen könnte – wenn nicht, ist es auch ok, jedes Pferd-Mensch-Paar ist anders.

Viele Grüße! Eva

 

Von Manfred • 23. Mai 2016

Liebe Tania,

auch mir wurde dieser Tip von professionellen Trainern schon oft gegeben aber nicht einmal hat er tatsächlich geholfen. Ganz im Gegenteil, die brenzliche Situation verschärfte sich nur dadurch.

Und ganz im Ernst, wem passiert das schon auf einer ovolen Rennbahn, wo das Tier solange rennen kann, bis ihm die Kräfte schwinden und es dann wieder langsamer wird?

Auch von einem weiteren Tip, der gerne propagiert wird, möchte ich bei dieser Gelegenheit auch abraten. Das Tier lateral zu biegen, sprich einseitig den Kopf rumzuziehen, kann sehr gefährlich werden, wenn dass nicht zu or als klares Signal zum stoppen trainiert worden ist, weil dadurch die Balance des Pferdes extrem gestört wird und es zum Sturz kommen kann. Der Reiter würde dMit die Kontrolle über den weiteren Verlauf dieser Aktion gänzlich verlieren und sowohl sein Leben als auch das des Pferdes leichtsinnig aufs Spiel setzen.

Viel hilfreicher habe ich den Tip empfunden, der das Geschoss seiner Geschwindigkeit entsprechend auf eine Kreisbahn führt und dort dann die Kreise immer enger werden lässt. Da ei reduziert sich die Geschwindigkeit dann von selbst aber der Platz für so eine Aktion muss auch vorhanden sein.

Oftmals ist dies jedoch nicht der Fall und dem Reiter bleibt nichts anderes übrig, als seine Harmonie mit dem Tier ind dessen Bewegung aufzugeben, also nicht mehr mitgehen, und dann sowohl in der Bewegung als auch in der Kommunikation beginnen immer mehr zu stören, bis das Pferd wieder beginnt darauf zu reagieren. Nur so ist es mir bislang gelungen Einfluss darauf zu haben und die Kontrolle darüber zurück zu bekommen.

Aber noch viel besser war es schon im Vorfeld eine Kommunikation zwischen den beiden Tanzpartnern zu erlangen, dass diese in keiner Situation völlig verlohren geht. Damit meine ich nicht einen bedingungslosen Gehorsam sondern vielmehr gegenseitigen Respekt und Beachtung. Ein Fluchttier wird instinktiv sein Heil in der Flucht suchen aber es sollte dabei nicht gänzlich den Kopf verlieren und immer noch besonnen handeln. Und wenn es viel Vertrauen zu mir gewonnen hat, dann wird es mir auch wieder zuhören.

Ich bin stets bemüht in einem Dialog mit meinem Pferd zu sein und kann dabei rechtzeitig auf desden Gefühlsschwankungen eingehen. Außerdem träume ich nicht im Gelände so vor mich hin sondern bin sehr wachsam und vorrausschauend, damit ich mich frühzeitig auf bestimmte Situationen einstellen kann. Das gibt dem Pferd dann auch mehr Sicherheit.

Und stelle ich fest, dass es etwas beunruhigt, dann reite ich auch ni ht forsch daran vorbei, wie ein weiterer Tip der Trainer gerne dazu lautet, sondern gebe ihm die Zeit sich da on zu überzeugen, dass dies keine Gefahr für uns ist. Hat es sich nun wieder beruhigt, lobe ich es wie einen Held und wir können weiter ziehen.

Es kommt meiner Ansicht nach immer darauf an, wie das Team vertrauensvoll miteinander all diese stressigen Altagssituationen meistert. Das bestärkt dann Mensch und Tier gleichermaßen.

Ich bin längst davon weg, dass ich immer alles beherrschen muss. Vielmehr kann ich führen und Vertrauen aufbauen. Da ei sollte ich nicht in das Ungewisse meinTier hinentreiben sondern immer genau wissen, wie wir beide da heil wieder raus kommen. Jeh öfter mei. pferd da ei positive Erfahrungen sammelt und nicht völlig erschöpf irgendwann aufgeben muss, gewinnt es zunehmend Vertrauen in meine Führung und wird mir dann immer mehr zuhören.

Ich wünsche Euch in solchen Situationen mehr Zuversicht und Vertrauen
Manfred

 

Von Susanne • 23. Mai 2016

Ich hatte auch schon mal ein solche, sehr unangenehme Situation, nicht beim Reiten, sondern beim Kutsche fahren.

Ich fahre meine Shetlandponies zweispännig und habe zu dem Zeitpunkt gerade einen Fahrlehrgang mit Abzeichenprüfung besucht.

Eins der beiden Ponies erschrak sich und ging sofort durch, das andere natürlich mit. Wovor? Ich habe keine Ahnung…
Die Strecke ging bergab (ich fuhr im Schritt) und am Ende des Weges war eine relativ befahrene Hauptstraße.

Ich ging alles im Kopf durch, was möglich wäre (interessant, welche Gedankengänge man in so ein paar Sekunden durchgehen kann), abspringen? NEIN,auf keinen Fall, ich sah vor meinem inneren Auge,wie meine Ponies mit ungekippter Kutsche in voller Panik über Äcker und Straßen rasten.
Zum Volte fahren war kein Platz, ist auch eher suboptimal, da die Kutsche dabei unfallen würde.

Dann fiel mit ein, was ich kurz vorher im Lehrgang gelernt hatte: Die Leinen annehmen und nachgeben (was in der Situation eher ein Ziehen und Loslassen war), nach Möglichkeit nicht bremsen, das würde die Ponies nur noch mehr anheizen.

Was soll ich sagen, kurz bevor wie die Straße erreichten, hatte ich die Ponies einigermaßen wieder unter Kontrolle, und unser Stall war nur noch 100 m entfernt.

Es war eine schreckliche Situation, die wahrscheinlich ohne die gute Fahrausbildung im Lehrgang böse ausgegangen wäre.

Daher kann ich jedem, der Fahren möchte, unbedingt einen Fahrlehrgang zu besuchen oder Unterricht zu nehmen. Es hat uns (und anderen) wahrscheinlich das Leben gerettet.

Ich fahre wieder, aber den Weg bin ich seit dem nicht wieder gefahren.

 

Von Michelle • 25. Mai 2016

Naja. Nachtreiben ist nicht gleich Nachtreiben.

Das Nachtreiben muss eigentlich nur ein paar Milisekunden vor einem klaren Bremsen – hier am Zügel, wo hat man sonst genug Einwirkung auf ein in Panik davonpreschendes Pferd – ausgeführt werden.

Also: Bein dran und dann sofort ein richtig klares „Ho!“ an Zügel/Sitz/Bein, BEVOR das Pferd wie von dir beschrieben sein wegrennen verstärkt (was ja auch eine ganz logische Reaktion ist, bei festerem Beinschluss).

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, auch bei den ganz Jungen. Damit wird das Pferd überrascht und lässt sich bremsen. Natürlich ist dann diese Phase gefolgt von einem sofortigen Nachlassen aller Hilfen, die aber sofort wieder kommen, wenn das Pferd wieder einen Deut schneller werden will.

Liebe Grüsse
Michelle

 

 

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