Dehnübungen fürs Pferd

Haben Sie auch schon mal Pferdebesitzer gesehen, die an den Beinen ihrer Pferde hängen oder an deren Schweife ziehen? Oder die mit Leckerlies Pferdehälse in verschiedenste Positionen locken? Dann war wahrscheinlich vor nicht zu langer Zeit ein Physiotherapeut auf dem Hof und hat Dehnungsübungen empfohlen. 🙂

Bei Sportlern gehören Dehnübungen in jedes Aufwärmprogramm. Und was für Menschen gut ist, macht auch für unsere Pferde Sinn.

Dehnübungen haben eine sehr positive Wirkung:

  • Die Durchblutung im Muskel wird gesteigert.
  • Die Beweglichkeit der Gelenke verbessert.
  • Sehnen und Bänder werden elastischer.
  • Die Übungen fördern Entspannung und Wohlbefinden.
  • Das Verletzungsrisiko wird vermindert.

Und wenn Sie sich genauer mit diesem Thema befassen, lernen und erfahren Sie viel von Ihrem und über Ihr Pferd:

  • Sie erkennen die Bewegungsgrenzen Ihres Pferdes.
  • Sie merken viel schneller, wenn Ihr Pferd ein körperliches Problem entwickelt/hat.
  • Sie haben ein wunderbares Werkzeug in der Hand, Ihrem Pferd Wohlbefinden zu schenken.

Aber: Falsch ausgeführt, sind Dehnungsübungen nicht nur uneffektiv, sie können Ihrem Pferd sogar sehr schaden.

Deswegen möchte ich Ihnen in diesem und den folgenden Blogbeiträgen aufzeigen, worauf es bei den Dehnungsübungen ankommt und ich werde Ihnen einige schöne Übungen vorstellen. Beginnen wir mit etwas Theorie.

Grundsätzliches zur Muskelphysiologie

Ein Muskel kann immer nur arbeiten, indem er sich zusammen zieht. Jeder Muskel hat einen Gegenspieler (Antagonist). Wenn ein Muskel sich zusammenzieht (Agonist), geht sein Antagonist in die Dehnung. In der Phase, in der der Muskel gedehnt ist, wird er mit Blut und Sauerstoff versorgt.

Kann sich ein Muskel auf Grund einer Verletzung oder einer Verspannung nicht, bzw. nur eingeschränkt dehnen, verschlechtert sich der Muskelstoffwechsel. Oftmals kann sich ein Muskel aus einer Verspannung nicht eigenständig lösen. Hier können Massagen und Dehnübungen großen therapeutischen Effekt haben (siehe dazu auch Artikel Stresspunktmassage).

Eine verspannte Muskulatur kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Pferdegesundheit haben. Deshalb macht es Sinn, hier nicht nur etwas zu tun, wenn die Verspannung schon da ist, sondern viel mehr vorbeugend dafür zu sorgen, dass erst gar keine Verspannungen einsetzen. Und genau dafür sind sanfte Dehnübungen sehr gut geeignet.

Passive oder aktive Dehnung

Man unterscheidet bei den Dehnübungen die passive und die aktive Dehnung.

  • Bei der passiven Dehnung übernimmt der Mensch das Dehnen des Muskels, gibt also die Bewegungen vor.
  • Bei der aktiven Dehnung arbeitet das Pferd aktiv. Der Mensch unterstützt hier nur durch Anreize, bewegen tut sich das Pferd von allein.

Kontraindikationen

In folgenden Fällen dürfen Sie keine Dehnübungen durchführen:

  • bei akuten Verletzungen,
  • bei Nervenschäden oder Entzündungen,
  • bei Fieber.

Falls Ihr Pferd unter einer Erkrankung leidet (z.B. Kissing Spines, Ataxie, Spat…), sprechen Sie vor dem Durchführen von Dehnübungen immer mit Ihrem Tierarzt, ob er die Anwendung empfiehlt.

Zu beachten

Beim Dehnen müssen Sie immer folgende Regeln beachten:

  • Das Pferd sollte schon leicht vorgewärmt sein (durch Bewegung oder Massage).
  • Die Bewegungen in den Übungen sollen immer langsam durchgeführt werden.
  • Es darf niemals mit großer Kraft gedehnt werden.
  • Es darf niemals federnd oder ruckend gedehnt werden.
  • Es darf niemals schmerzhaft gedehnt werden.
  • Jede Dehnung sollte mindestens 20 Sekunden gehalten werden.

Eine Reihe von Dehnübung sollten nur von Fachleuten ausgeführt werden, aber es gibt auch einige, die von Laien durchgeführt werden können. Und davon stelle ich Ihnen in den nächsten Blogbeiträgen welche vor.

28. Juli 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper 9 Kommentare »

 

9 Reaktionen zu “Dehnübungen fürs Pferd”

 

Von Beate • 30. Juli 2009

Mal wieder ein überaus tauglicher Praxistipp.
Meike hat mir im Mai ja auch einige Übungen für Röschen gezeigt. Die bekommen ihr sehr gut und der stresslösende positive Nebeneffekt a u f b e i d e n S e i t e n,
wenn man schön im Atenmrhythmus arbeitet, ist auch nicht zu verachten! 😉
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Super!!!
😀
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Meike • 30. Juli 2009

Hallo Babette,
ein überaus nützliches Thema! Ich mache auch fast täglich kleine Dehnübungen mit meiner Milka, (bin da allerdings auch die Einzige auf dem Hof 😉 ) aber wir haben nur so 2 oder 3 Sachen, die wir machen. Ich bin schon gespannt auf die neuen Anregungen 🙂
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Sollst Du kriegen 😀 !!!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Kerstin • 3. August 2009

Hallo Babette,

bislang war ich ja immer nur stille Mitleserin.

Erstmal danke für die tollen Tipps, die Du immer parat hast, für den wahnsinnigen Aufwand den Du betreibst, um uns auf dem Laufenden zu halten (wann machst Du das eigentlich alles???) und dafür, wie Du mit Pferden umgehst!

Aber ausnahmsweise stimme ich mal nicht ganz mit Dir überein :-): Aufwärmen per Rotlicht reicht bei einer Dehnung nicht – die Wärme dringt nicht tief genug. Es sollte also schon Massage oder besser noch Bewegung vorweg sein. Und 10 Sekunden sind auch nicht ausreichend. Der Muskel fängt erst nach etwa 20 – 30 Sekunden an, sich auf die Dehnung einzulassen. Also lieber eine halbe Minuten dehnen (was sehr lang sein kann.).

Aber sonst: mach weiter so!!! Ich bin schon fürchterlich gespannt, auf die nächsten Themen.

Liebe Grüße

Kerstin (Human- und Pferdephysiotherapeutin ;-))
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Liebe Kerstin,
vielen Dank für Deine Korrekturen. Ich habe meinen Beitrag dementsprechend abgeändert, denn ich möchte natürlich alles so korrekt wie möglich erklären. Du darfst mir gerne auch bei den weiteren Beiträgen auf die Finger gucken 😉 !
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Claudia • 4. August 2009

Liebe alle,

Ich wollte mich zu Kerstins und Babettes Kommunikation kurz äussern – allerdings zu einem ganz anderen Thema. Erstmal möchte ich mich gerne Kerstin anschliessen. Ich finde es ganz toll, was Du, Babette und Tanja für Beiträge leistet – wirklich im Sinne des Pferdes!! – den ein markwirtschaftliches Interesse steht hier nicht im Vordergrund und das erlebt man, glaube ich, eher selten bis gar nicht. Was ich auch ganz toll finde ist, dass ihr immer auf unsere Kommentare eingeht und so offen seit. Ich glaube, dies ist der einzige Weg, wie man sich im Umgang mit Pferden wirklich entwickeln kann. Offen sein, Unbekanntes mit gesundem Menschenverstand prüfen, eigene Fehler erkennen und einfach verbessern. Für mich ist das LIEBE ZUM PFERD (kein schmarrn – meine Meinung). Ich glaube so etwas kann mich nicht oft genug betonen,loben und sich darüber freuen
Alles Liebe
Claudia
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Oh, wie schön gesagt 🙂 !
Vielen Dank Claudia und ich teile Deine Meinung!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Sabrina • 10. August 2009

Hallo Babette,
ich war bisher ebenfalls nur stille Mitleserin; aber in dem Fall wollte ich mich für diesen Artikel recht herzlich bedanken, da er auch gerade rechtzeitig erschienen ist 😉
Am selben Tag war nämlich die Osteopathin da und hat mein Stütchen wieder gerichtet. Das war übrigens das erste Mal, dass sich eine um mein Pferd gekümmert hat und ich war wirklich sehr begeistert.
Am Anfang wollte ich nur, dass mein Pferd dehnbarer und lockerer wird und im Endeffekt musste ich feststellen, dass es ihr auch viel besser ging und sie zufriedener war. 😀
Dehnarbeiten mache ich seitdem fast täglich…

Viele Liebe Grüße und danke für die vielen schönen und hilfreichen Themen
Sabrina
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Sehr gerne!
Ich freue mich, dass es gerade für Dich so gut paßt 😀 !
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Tanja Zenkel • 29. September 2009

Hallo Babette!

Ich könnte ein paar gute Tips für mein Pferd brauchen. Sie ist jetzt 18 Jahre alt und hat Artrose!!! Wir geben ihr Ingwer, Mineralstoffe und Teufelskralle. Alle zwei Wochen abwechselnd. Die sechs Monatsspritze für die Artrose hat sie auch schon bekommen. Es geht ihr jetzt wieder sehr gut. Leider hat sie aber immer wieder Schwierigkeiten beim Longieren. Naja, eigentlich meim Schritt gehen. Sie beginnt nach dem Training immer stark zu hinken. Also wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir ein paar Dehnübungen für sie verraten könntest. Die Tierärztin hat mir zwar welche gezeigt, aber es reicht leider nicht. Ich möchte meiner Puppi helfen und deshalb brauch ich deine Hilfe!!

Ganz liebe Grüße

Luna
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Liebe Luna,
da wäre ich an Deiner Stelle sehr Vorsichtig. Bei einer so schweren Arthrose mit einer deutlichen Lahmheit würde ich Dehnübungen wirklich nur nach Anweisung und Anleitung der behandelnden Tierärztin durchführen. Mit Dehnübungen kannst Du die Muskulatur positiv beeinflussen und die Beweglichkeit gesunder Gelenke fördern. Aber Du kannst auch geschädigte Gelenke schaden und reizen. Deswegen kann ich Dir leider aus der Ferne nicht weiterhelfen, tut mir super leid!
Was ich Dir aber gerne noch Rate ist Dein Pferd mit Hilfe eines guten Therapeuten mit Naturheilkunde zu unterstützen. Ich habe sehr gute Erfahrung mit Homöopathie, Akupunktur und Magnetfeldtherapie bei Arthrose gemacht.
Alles Gute für Dein Pferd und Dich,
Babette

 

Von Katrin • 11. Februar 2011

Hallo Babette,
mein RB Pferd hat Kissing Spins die momentan ruhig gestellt sind durch eine Spritzenkur. Es sind drei Wirbel betroffen wobei zwei schon ziemlich fortgeschritten wären. Sollte ich wohl lieber den TA mal befragen, oder?
Vor der Spritzenkur hatte er deutlich Schmerzen und mein Trainer hatte einmal Dehnübungen (Vorderbeine – und Schweif) gemacht, danach ging er etwas lockerer. Wahrscheinlich war das so eine Art einrenken.
Hatte vor kurzem die Vorderbeine gedehnt, und er hat zufrieden dabei geschaut. Wenn ich die Übungen langsam angehe, dürfte es doch gehen. Sollte man alle Dehnübungen gleichzeitig machen, oder lieber aufteilen?
Liebe Grüße
Katrin
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Liebe Katrin,
bitte übe gerade diese Übungen nicht ohne vorherige Absprache mit dem Tierarzt. Wenn Du Deinem Pferd die Beine dehnst, geht der Rücken des Pferdes in eine Absenkung. Wenn dort gerade eine Entzündung im Gange ist, ist das nicht förderlich! Ansonsten kann man schon mehrere Dehnübungen gleichzeitig machen.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Kerstin • 18. August 2011

Hallo Babette,
ich mache auch fast jeden Tag Dehnübungen mit meinem Pferd. Hab auf der Seite wieder viele neue Sachen entdeckt die ich ausprobieren werde. Freu mich auf weitere Anregungen.

Liebe Grüße

 

Von juliana • 9. Juli 2012

Liebe Babette,
Deine wundervollen Beiträge begleiten mich nun schon so lange und immer wieder sind sie für mich so wertvoll und motivierend.Eines meiner Pferde hat Arthrose und ich möchte hier weitergeben, dass ich mit Blutegeln gute Erfahrungen habe.Ein Lit.hinweis:“Blutegeltherapie bei Pferden“ von Anke Henne
Auch alte Narben blockieren oft Muskeln. Mein Pferd war hinten rechts lahm und nach der Bearbeitung einer Narbe oben links an der Schulter war die Lahmheit weg.
Liebe Grüße
Juliana

 

 

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