Die Erstbesteigung – gute Vorbereitung ist alles

Mein erstes Aufsteigen auf Anthony liegt inzwischen schon über zwei Jahre zurück (Himmel, wie die Zeit vergeht…). Aber als ich neulich mal wieder einen Artikel über das Einreiten und insbesondere die Tipps über das erste Aufsteigen gelesen habe, habe ich mich wieder sehr deutlich daran erinnert, wie es bei uns war.

Mit konkreten Tipps und Handlungsanleitungen zu diesem Thema ist es nicht so einfach, weil hier natürlich die Sicherheit ein wichtiges Thema ist. Allerdings habe ich den Eindruck, dass gerade für die Erstbesteigung eines Pferdes oft schlicht und einfach zu viel des Guten getan wird – und damit die Sicherheit eher gefährdet als gewährleistet wird.

Wenn ich zum Beispiel höre, dass das erste Aufsteigen oft in einer Box oder auf der Stallgasse stattfindet, dann ist das für mich ein Zeichen von Angst und Unsicherheit und es sollte noch mehr in die Vorbereitung investiert werden. Wenn ich lese, dass zum ersten Aufsteigen, vier Helfer einzusetzen sind, dann frage ich mich, welchen Eindruck das wohl auf ein junges Pferd macht. Wenn ich lese, dass das Pferd in Panik gerät, weil beim Aufsteigen versehentlich die Kruppe berührt wird, dann ist das für mich wieder ein klarer Fall von schlechter Vorbereitung. Wenn ich auf Bildern sehe, dass eine Erstbesteigung ohne Aufstieghilfe erfolgt, frage ich mich, warum man auf ein solch nützliches Hilfsmittel verzichtet, das dem (jungen) Pferd das Aufsteigen so viel angenehmer macht. Und wenn ich lese, dass beim zweiten Mal bereits getrabt wird, dann kann ich nur den Kopf schütteln, da das für mich eine massive Überforderung des jungen Pferdes darstellt, das gerade erstmals einen Menschen auf dem Rücken hatte.

Wichtig: Mein eigener Weg ist ganz sicher nichts, was für alle und jeden zu empfehlen ist, aber ich denke, dass in diesem Weg einige hilfreiche Anregungen stecken, weshalb ich mich entschieden habe, zu beschreiben, wie ich vorgegangen bin.
Zunächst habe ich sehr viel Vorarbeit geleistet: Ich habe Anthony im Rahmen all der Dinge, wie wir miteinander machten, immer mal wieder alle möglichen Sachen auf den Rücken gelegt und habe ihn erst einmal in aller Ruhe an den Sattel gewöhnt. Er trug den Sattel oder auch ein Pad auch mal bei Spaziergängen oder beim Longieren, so dass das vollkommen normal für ihn war, bevor ich auch nur ans aufsteigen dachte. Ich ließ auch die Steigbügel immer mal wieder hängen, damit er Bewegungen in diesem Bereich kennen lernt.

Dann habe ich mich immer mal wieder an allen möglichen Stellen neben ihm auf etwas gestellt, um ihn daran zu gewöhnen, dass ich irgendwann höher als sonst sein werde und auch von hinten mit ihm spreche. Das haben wir so lange spielerisch geübt, bis er brav neben einer Aufstieghilfe stehen blieb und ich ihn von oben streicheln und auch schon mal ein bisschen Gewicht auf den Rücken geben konnte. Ich habe hier ganz bewusst auf Helfer verzichtet, weil ich wollte, dass mein Pferd lernt, allein stehen zu bleiben, auch wenn ich „verschwinde“.

aufsteigen_an_ueben.jpg

Tja, und das erste Mal lief dann so ab: Ich hatte Freiarbeit mit ihm gemacht, so dass er gut bewegt war. Nach einigen Führübungen führte ich ihn wieder an die Aufstieghilfe. Er stand, ich war auf der Aufstieghilfe und legte mein Bein über seinen Rücken (etwas, was ich auch schon einige Male zuvor gemacht hatte und das auch mit Berührung der Kruppe). Und einem inneren Impuls folgend setzte ich mich dann einfach drauf. Von oben gab es ganz viele Leckerlies, ganz viel Lob und Streicheleinheiten. Und dann bin ich wieder runter. Kein Antreten beim ersten Mal, einfach nur das Aufsteigen.

Anthony trug zu diesem Zeitpunkt ein Halfter mit Strick. Er hatte keinen Sattel auf. Und es war kein Helfer da.

Noch einmal ganz deutlich: Ich sage NICHT, dass das zum Nachmachen geeignet ist – ich würde in jedem Fall einen Helfer empfehlen, allerdings einen, den das Pferd schon kennt und ich würde auch die Situation des Helfens trainieren.

Worauf ich hinaus will ist vielmehr, dass Sicherheit durch Gewöhnung und eine gute Vorbereitung entsteht und dadurch, ein Pferd nicht zu überfordern. Ich wusste in diesem Moment, dass das Aufsteigen vollkommen ok sein würde und aus meiner Sicht bestand in der Weise, wie ich das gemacht habe, kein Risiko. Anthony hatte mir zu diesem Zeitpunkt so vertraut, dass er nichts Bedrohliches in dieser neuen Aktion sah, sondern nur neugierig mein Bein an seiner Seite untersuchte. Hätte ich vier Leute zusammengetrommelt, um Anthony in Schach zu halten, hätte er sich mit Recht gefragt, was ich denn um Gottes Willen mit ihm vorhabe.

Wenn wir uns genug Zeit nehmen, ein Pferd auf neue Aufgaben vorzubereiten, wird es diesen Aufgaben gewachsen sein und wir brauchen keine hundert Sondermaßnahmen zu treffen. Das erste Aufsitzen war bei uns eingebaut in ganz viele schon bekannte und vertraute Handlungen und so bereitete es Anthony auch keinen Stress. Ich muss mir einfach die Zeit nehmen, Wichtiges im Vorfeld zu üben. Wenn ich weiß, dass ich beim Aufsteigen versehentlich die Kruppe eines Pferdes berühren kann, dann übe ich vorher, dass das Pferd lernt, solche Berührungen locker zu nehmen. Wenn ich mich auf ein Pferd setzen will, übe ich vorher, dass ich von oben agiere oder dass etwas auf den Rücken kommt usw. Ein so vorbereitetes Pferd wird neugierig sein, was wir uns nun wieder Neues einfallen lassen, wenn wir zum ersten Mal aufsteigen.

Auch halte ich es nicht für nötig, dass ein Pferd beim ersten Mal schon geht. Warum alles auf einmal und nicht lieber Schritt für Schritt vorgehen? Als ich das nächste Mal auf Anthony stieg, machten wir einige erste zaghafte Schritte. Da war noch viel Unsicherheit und so drehten wir uns im Kreis. Beim darauffolgenden Mal ging es dann schon ein bisschen vorwärts. Der erste Trab kam zeitlich dann sehr, sehr viel später.

Gute Vorbereitung, ein Gefühl für den richtigen Moment und kleine Schritte – das sind für mich die entscheidenden Faktoren, die sicherstellen, dass ein erstes Aufsteigen für alle Beteiligten zu einem gelungenen Ereignis wird.

28. Mai 2009 von Tania Konnerth • Kategorie: Reiten 13 Kommentare »

 

13 Reaktionen zu “Die Erstbesteigung – gute Vorbereitung ist alles”

 

Von Jasmin • 28. Mai 2009

Hallo Tania,
ich musste grinsen, als ich das gelsen habe – da haben wir wohl den gleichen Artikel gelesen – und die gleichen Gedanken dabei gehabt.
Auch die Vorarbeit, die Du beschreibst, mache ich mit meinem Hafi-Tier genauso. Ein gut vorbereitetes Pferd, dass seinem Menschen vertraut, wird sich in der Regel genauso verhalten, wie Anthony es gemacht hat. Ich wundere mich auch manchmal, was für so Tipps verbreitet werden, und das in diesem Fall in einer Zeitschrift, in der ich das so nicht erwartet hätte.
VG, Jasmin

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Jau, das ging mir auch so.

Klingt prima bei Euch! 😀
Tania

 

Von Almut • 29. Mai 2009

Liebe Tania,
mit meinem Pony lief das ganz ähnlich wie bei Dir und Anthony ab – und das eigentliche „anreiten“ war dann auch gar kein Problem. Ich denke, mit der richtigen Vorbereitung und genug Zeit sollte es das auch nie sein.
Aber ich kenne leider auch die „andere“ Seite, nämlich die, wo es schnell gehen MUSS – mein Mann hat beruflich jahrelang quasi nichts anderes gemacht. Situationen, wo das Pferd in Panik wegrennt, hatten da schlicht vermieden zu werden. Einige Sachen, die Du beschreibst, wurden ähnlich gemacht (z.B. die Stallgasse), andere nicht (4 Leute hätten dort für 1 Pferd gar keine Zeit gehabt) und die Kruppe hatte einfach nicht berührt zu werden. Und noch eine Bemerkung dazu: Diese Pferde wären nie an einer Aufsteigehilfe stehen geblieben. Aber dafür kann mein Mann inzwischen so aufsteigen, dass es die Pferde kaum merken – er hat es mal an einem komplett unangegurteten Sattel demonstriert, ohne das der Sattel auch nur einen cm verrutschte.
LG, Almut

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Danke, Almut, für Deinen Erfahrungsbericht. Ich frage mich nur immer, warum Ausbilder das mitmachen, so unter Zeitdruck zu arbeiten. Es ist ja nicht nur für das Pferd dann unter Umständen traumatisch, auch ist es viel gefährlicher. Klar, wirtschaftliche Ursachen, aber ich denke halt, dass Ausbilder da auch ein Stück Verantwortung für die Pferde tragen und Besitzern klar machen müssen, was pferdegerecht ist und was eben nicht.

Hoffe, das klingt nicht zu hart, ich beziehe mich da ganz allgemein auf die Pferdeausbildung,
Tania

 

Von Yvonne • 29. Mai 2009

Liebe Tania,

als ich den Artikel gelesen habemusst eich auch schmunzeln.
Ich habe sogar „Einreit-Kurse“ besucht, in denen man gelehrt wurde, das man beim ersten Mal in der Box aufsteigt und schon gelich anfaengt das Pferd zu „stellen“ (Gebiss, Sattel und co waren natuerlich ein Muss in dieser Situation) und das Pferd musste sich dort schon in der engen Box(!) im Kreis bewegen.
Ich hatte damals schon soein komisches Gefuehl in der Magengrube als ich das sah und heutzutage frag ich mich, warum ich sogar noch Geld in so einen Kurs investiert habe.
Liebe Gruesse,
Yvonne

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Ach herrje, das kann man sogar in Kursen lernen? Was bin ich doch naiv…

Herzlich,
Tania

 

Von Conny • 29. Mai 2009

Hallo Tania,
ich mache es mit meiner Stute genauso, ständig üben wir an einer Aufstiegshilfe so als Spielchen, mal Gewicht auf den Rücken, mal nur der Arm, mal den ganzen Körper drüberlegen.Jetzt saß ich schon 2 mal drauf und es war nur eine Erweiterung des Spiels für die Kleine, ganz relaxt, ganz easy, ohne Angst oder Überumpelung des Pferdes ( und mir). Aber ich hatte vorne einen Helfer nur für den Notfall stehen mit dem Strick des Halfters in der Hand. Aber die Kleine blieb, wie ich es erwartet hatte, ruhig stehen.
Und so geht es jatzt auch langsam weiter.
Ich finde, wir wollen unsere Freizeit mit den Pferden doch so angenehm wie möglich machen, oder? Und das für beide!

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Jep, genauso sehe ich das auch!!!

Lieber Gruß an Deine Stute,
Tania

 

Von Janine • 1. Juni 2009

Hallo Tania,

habe es mit meiner Stute ähnlich gemacht. Und durfte mir von meinen Mitreitern aufgrund meiner gründlichen Vorbereitung am Boden ständig anhören: „Wie, Du hast immer noch nicht draufgesessen?“ Und natürlich noch diverse Horrorgeschichten übers erste Aufsitzen. Hatte sicher beim ersten Aufsitzen mehr Angst als das Pferd!

Ich muss wirklich sagen, dass ich es immer wieder so machen würde. Mein Pferd war von Anfang an völlig entspannt und hat dadurch schnell Fortschritte unter dem Sattel gemacht. Es ist jetzt ca. 4 Jahre her, dass ich das erste Mal aufgestiegen bin und es gab nie gravierende reiterliche Probleme, wir haben sehr viel geschafft seitdem. Auch jetzt noch erkläre ich meinem Pferd neue Lektionen vom Boden aus.

Und es freut mich immer besonders wenn ab und zu einer von den Stallkollegen zu mir kommt, die mich am Anfang wegen meiner Langsamkeit belächelt haben um sich Tipps zu holen, wenn sie mal wieder Schwierigkeiten mit ihren Pferden haben 🙂

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Super, Janine! Klingt für mich absolut vorbildlich.
Tania

 

Von Almut • 1. Juni 2009

Hallo Tania,
noch eine kleine Anmerkung, um das Bild ein bisschen gerade zu rücken – ich gebe Dir da absolut recht und mein Mann sieht das auch ganz genauso. Aber damals war er in einem Betrieb angestellt, und entweder es lief so, wie die Besitzer das wollten (da war auch kein reden möglich) oder man konnte gehen. Das hat mein Mann dann auch gemacht. Und seit er selbständig ist, nimmt er sich die Zeit, die ein Pferd braucht – oder er lässt es.
LG, Almut

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Schön, diese Entscheidung freut mich sehr!

Tania

 

Von Napoleon • 1. Juni 2009

Hallo Tania,

ich mußte auch schmunzeln über deinen Beitrag, den hatten wir nicht erst das Thema per PN? Ich habe dich um rat gefragt und so viel von deinem Beitrag hattest du mir geschrieben *gg* Die Horrorgeschichten „der darf nicht zuviel Kraft entwickeln“ und „wie du läßt das erste mal jemanden aufsteigen und du machst am Boden nur Beisteher“ ect.. Aber weghören habe ich gelernt und solange mich mein Pferd anblubbert, wenn ich mit Knotenhalfter, Bodenpeitsche und oder Sattel ect zur Box komme, kann es nicht verkehrt sein, was wir da machen… Ich möchte ja einen Freizeitpartner, der Spaß an der Arbeit hat *freu*

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Hihi, jau, der Austausch hatte mich auch inspiriert, den Ausschlag gaben dann aber wirklich all die seltsamen Tipps.

Schön, wie es bei Euch läuft!
Tania

 

Von Sonja • 1. Juni 2009

Meine SB/RL hat auch immer wieder junge Pferde zum Anreiten und ich liebe es, ihr dabei zuzusehen.
Als ich zum ersten Mal dabei war, als sie ein Pferd im Schritt angehen ließ, hatte ich gefragt, ob ich neben her gehen soll. Und sie sagte, danke nein, bräuchte ich nicht. Sie würde sich immer so viel Zeit bei der Vorbereitung lassen, dass sie sich ziemlich sicher fühlt, wenn es dann wirklich ans „Reiten“ geht.
Zitat von ihr: „Die Zeit, die ich mir am Anfang nehme, wird mir hinterher allemal wieder geschenkt.“

Schön, oder? 🙂

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Superschön – und ich kann diese Aussage nur voll und ganz unterschreiben!

Tania

 

Von frauke • 5. August 2009

Hallo Tania,

auch ich habe gerade begonnen meine Stute anzureiten. Ich bin dabei intuitiv vorgegangen, habe aber offensichtlich das Gleiche gemacht wie Du. Immer schön langsam Schritt für Schritt. Mittlerweile ist es für mein Pony völlig normal, das Gewicht auf Ihrem Rücken ist bzw. dass jemand aufsteigt. Ich glaube aber, sie hat noch nicht verstanden, dass ich es bin, die da auf ihr sitzt. Denn jedes Mal, wenn ich absteige und wieder zu ihrem Kopf gehe, begrüßt sie mich mit Ihren typischen Begrüßungswiehern als wollte sie mir sagen „wo warst Du den eben?“. Wenn ich auf ihr sitze wird sie auch schnell unsicher, da sie offensichtlich denkt, sie sei allein. Daher bleibt sie auch eher stehen, als dass sie losgeht. Hast Du / habt Ihr diese Erfahrung auch gemacht? Ich werde jetzt jedenfalls die Hilfen erstmal wieder vom Boden weiter hinten stehend üben; ich hoffe das gibt ihr mehr Sicherheit.

LG
frauke

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Hihi, das mit dem Begrüßungswiehern ist ja supersüß 🙂

Redest Du mit ihr, wenn Du oben bist? Anthony hatte sich auch immer wieder umgedrehen müssen zu Beginn. Ich redete viel mit ihm, streichelte ihn und so begriff er dann recht schnell, dass ich jetzt halt auch mal oben bin.

Was das Antreten angeht, so war das auch ein Problem bei uns. Ich habe mir dafür dann einfach jemanden gefragt, der uns mal einige Runden geführt hat. Dann war das durch.

Tania

 

Von Andrea Maier • 8. Dezember 2013

Hallo, ich bin gerade auf Eure Seite gestoßen und Ihr sprecht mir aus der Seele 🙂 Meine Stute bei der ich auch alles selbst gemacht hatte (und erfolgreich bis L/M-geritten) ist nun 26 Jahre. Sie hatte im Aug. einen bösen Fesselträgerschaden und ich war am Boden zerstört, inzwischen kann sie wieder auf ein abgetrenntes Koppelstück gehen. Aus dieser Situation heraus habe ich mir nochmal einen 3,5 jährigen (von der Koppel) geholt. Er ist nun seit 01.11. bei uns und 3/4 der Leute im Stall sagen immer wieder: „bist du jetzt schon oben gesessen, du musst das JETZT machen, sonst wird er zu stark ….!!!“
Der Kleine ist ein überaus liebes Kerlchen, wir machen sehr viel Bodenarbeit, gehen spazieren etc. er hat in dieser kurzen Zeit eh schon sehr viel an Vertrauen gewonnen und ich habe auch alle Zeit der Welt. Zwischenzeitlich hat er auch keine Angst mehr, wenn ich mich auf einer Erhöhung neben ihn stelle, was am Anfang ja furchtbar für ihn war. Sattel auch mit runterhängenden Steigbügeln akzeptiert er auch schon gut. Aber das Vertrauen ist noch nicht soweit, als dass ich mich auf ihn setzen dürfte, ich hatte das sowieso erst für das Frühjahr geplant 🙂

Ich bin genau Eurer Meinung und ihr habt mich wirklich wieder bestätigt: man muss sich das Vertrauen erarbeiten um auf Ihnen sitzen zu dürfen
-ohne Zwänge-.

Andrea

 

Von Carmen • 23. November 2015

Hallo Tania,

für mich kommt dein Artikel genau richtig 🙂
wir sind auch gerade in der Vorbereitung zum *Aufsitzen*
aber wir gehen dieses auch ganz langsam an. Lieber gehe ich einen Schritt zurück als dass ich mein Pferd überfordere odere unsicher mache.
Leider höre ich auch immer wieder von den anderen Einstellern, das mein Großer doch nun schon 3,5 Jahre alt ist und andere Pferde längst schon einige Prüfungen in dem Alter gegangen sind.
Diese Leute ernten dann mein schönstes Lächeln und den Rest denke ich mir.

LG Carmen

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Klasse, Carmen!
Tania

 

Von Tina • 23. November 2015

Hallo, auch von mir eine Einreit-Anekdote:
in jungen Jahren durfte ich auch mal ein Pflegepferd „ausbilden“, einen 170 cm großen Wamblüter. Die Vorbereitung bestand aus monatelangem, eintönigen „Longieren“, also an der Longe im Kreis laufen lassen, bis das Pferd die Grundkommandos Schritt, Trab, Galopp und Halten kannte. Dann an Longiergurt und Ausbinder gewöhnen, denn letztere brauchte man später auch zum Einreiten. Der Sattel wurde im Stall 1-2x aufgelegt, dann vielleicht 1-2 Wochen mit Sattel (und Ausbindern) longiert. Eines schönen Tages wurde ich mit Schwung zum ersten Mal auf den Rücken des gesattelten, getrensten und ausgebundenen Tieres befördert, während der Besitzer mit Longe und Peitsche bewaffnet immer wieder laut „Steh, steh!“ rief und am Gebiss ruckte. Die Nummer ging natürlich schief. Pferd und ich hatten panische Angst, das Pferd rannte und bockte um sein Leben, ich schrie trotz jugendlichem Alter nach Mama – und sprang bei erster Gelegenheit wieder ab. Die Schuld an der Misere bekam danach ich, weil ich dem Pferd Angst gemacht hätte. Ich und durfte nie wieder auf dieses Pferd.
Danach erzählte der Besitzer mit leuchtenden Augen von einem befreundeten Reiter, der seine Pferde cowboymäßig einritt, in dem er sich nicht auf dem Reitplatz, sondern im offenen Gelände einfach auf das vollkommen rohe, aber gesattelt und getrenste Pferd draufsetzte und solange Buckeln mit der Peitsche bestrafte, bis das Pferd nur noch rannte und igrendwann von selbst stehen blieb. Einreiten fertig.
Damals glaubte ich tatsächlich an meine Unfähigkeit und meinen mangelnden Wagemut. Erst viele Jahre später wurde mir klar, wie sehr mich das damals traumatisiert hat.

Würde ich heute ein Pferd einreiten, ich würde es exakt so wie Tanja machen.
Einen kleinen Vorgeschmack darauf hatte ich mit meinem neuen Pferd. Schon seit Jahren eingeritten, doch vollkommen verritten und den Spaß an Sätteln und Reitern verloren, musste es die ersten 6 Monate reine Bodenarbeit sein, Vertrauens- und Gehorsamsübungen, etc. Seine Panikattacken wollte und konnte ich nicht aussitzen, denn meine Knochen sind mir lieb.
Zum ersten Mal wieder aufgesessen bin ich dann paradoxer Weise aus dem Bauch heraus, mit Halfter und Strick, bei einem Spaziergang in den Weinbergen von einem Mäuerchen aus. Es war Sommer und die Sonne schickte sich gerade an, unterzugehen. Die Idee fühlte sich in diesem Moment einfach richtig an. Dem Pferd also mittels Clicker das Stehen an der Mauer erklärt, Oberkörper auf den Rücken gelegt, des Pferdes Reaktion abgewartet und dann Bein drüber. Der Blick sprach Neugierde und Unternehmungslust, von Unruhe keine Spur. Trotzdem zögerte ich mit dem Anreiten, denn mir war schon bewusst, dass ich grade was unvernünfiges bis leichtsinniges tue. Doch mein Pferd hob den Kopf nach oben und etwas seitlich mit zu mir gerichteten Ohren als wollte es sich erkundigen, wann es nun endlich losginge. Also wagte ich ein bißchen Schritt und sogar ein kleines Träbchen, jede einzelne Aktion natürlich gut geclickert. Unterwegs trafen wir ein Auto und die Fahrerin winkte uns so fröhlich zu, als wüsste sie genau, dass da grade was ziemlich tolles passiert. Nach ein paar hundert Metern saß ich wieder ab, mein Glück wollte ich dann doch nicht überstrapazieren. Ein Blick in die Augen meines Pferdes und ich könnte schwören, das Pferd war mindestens genauso stolz auf sich wie ich auf mich und uns.

 

Von anna • 24. November 2015

Hallo Ihr!

Bei meiner Stute lief das /völlig problemlos und stressfrei) so: Da ich die Möglichkeit habe, Gespann zu fahren, bildete ich sie erst für die Kutsche aus: Erst Longe, dann Doppellonge (ab ins Gelände), dann Geschirr rauf, wieder Doppellonge, eine Freundin als Gewicht an den Strängen ;-), dann einen LKW-Reifen angehängt, erst auf dem Sandplatz (2 x) dann schon ins Gelände. Das Ganze mit viel Ruhe über 3 Monate. Kein einziger gefährlicher Moment. Das Einspannen war dann schon Routine. Nach 9 Monaten Fahren hab ich mich – auch ohne Helfer – und nach wie von Euch beschriebener Vorbereitung rauf gesetzt. 10 Meter Schritt und das war´s. Beim auf- und absitzen steht sie. Mittlerweile reite ich sie seit 3 Monaten, fast nur im Gelände. Und fast nur im Schritt. Immer ohne Probleme. Da kann man nur sagen: In der Ruhe liegt die Kraft!

 

 

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