Hat Ihr Pferd eigentlich je das Gebiss erklärt bekommen?

Fast allen Pferden dieser Welt wird ein Stück Metall in das Maul geschnallt und es wird von ihnen erwartet, dass sie vertrauensvoll an dieses herantreten.

Auch wenn ich noch nie ein Gebiss in meinem Mund hatte, so habe ich doch Phantasie genug, mir vorzustellen, dass das erstmal nicht sehr angenehm ist. Es gibt genügend Untersuchungen die beweisen, dass eigentlich im Pferdemaul kein Platz für ein Gebiss ist und dem Pferd die Atmung und das Schlucken erschwert werden. Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass jemand an dem Gebiss zieht oder daran ruckt, stelle ich mir das mehr als unangenehm, ja sogar als eine sehr schmerzvolle Angelegenheit vor, Sie nicht?

Schauen wir uns mal an, wie den meisten Pferden das Gebiss nahe gebracht wird: Das Pferd bekommt das Gebiss ins Maul, der Reiter sitzt auf und nun wird Druck bzw. Zug ausgelöst, bis das Pferd in gewünschter Weise reagiert. Auch wenn der Reiter das vorsichtig macht, lernt das Pferd dem Schmerz/Druck auszuweichen.

Das ist sicherlich eine Art des Lernens, aber damit Sie verstehen, worauf ich hinaus will, vergleiche ich es mal so: Ein Kind soll im Unterricht eine Matherechnung lösen. Der Lehrer steht neben dem Kind und zieht dem Kind am Ohr, solange es auf einem falschen Lösungsweg ist. Der Zug am Ohr wird stärker und stärker, bis das Kind endlich auf die richtige Lösung kommt und hört dann auf. Auch dieses Kind wird lernen, aber mit Sicherheit wird es dies als unangenehm empfinden.

Unser Pferd lernt also, dem Druck des Gebisses zu weichen. Unser Ziel ist doch aber eigentlich ein Pferd, das an die Hand herantreten soll, nicht wahr? Sie sehen: Das sind zwei gänzlich unterschiedliche Sachen.

Wie können wir von einem Pferd erwarten, dass es etwas, das ihm in vielen Fällen Unbehagen oder sogar Schmerzen zufügt, akzeptiert, ja ihm sogar vertrauen soll? Für mich ist das ein Widerspruch, in dem auch die Begründung für sehr viele Probleme liegt, die beim Reiten entstehen.

Die Lösung? Wir müssen dem Pferd das Gebiss erklären. Wir müssen ihm behutsam vermitteln, was wir durch das Gebiss erreichen möchten, und zwar so, dass das Pferd verstehen kann, worum es uns geht. Es ist unsere Aufgabe, ihm das so zu vermitteln, dass es möglichst wenige Fehler macht (die unangenehme Folgen haben), denn nur so kann Vertrauen entstehen. Und wie ich dabei vorgehe, verrate ich Ihnen im nächsten Blogbeitrag.

7. Januar 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Ausrüstung, Reiten 8 Kommentare »

 

8 Reaktionen zu “Hat Ihr Pferd eigentlich je das Gebiss erklärt bekommen?”

 

Von Jenni • 7. Januar 2009

Da freue ich mich aber auf den nächsten Blogbeitrag!
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🙂
so soll es sein!!!
😉
liebe Grüße,
Babette

 

Von Cate • 8. Januar 2009

Meine Norikerstute hat das Gebiß wohl nie richtig erklärt bekommen, sie war früher hauptsächlich Fahrpferd. Außerdem hatte sie ganz ungeplegte Zähne, jede Menge Ecken und Kanten und noch dazu 2 eingewachsene Wolfszähne (mit 13!!!)Da sie die letzten 10 jahre Zahnschmerzen wohl nicht so schnell vergessen wird, reite ich sie 4zügelig mit Kappzaum + Wasertrense und damit gehts!
Und seit wir mit dem „Longenkurs“ arbeiten, hat sie ihr inneres Hinterbein gefunden … plötzlich können wir Wendungen durchschreiten (unterm Sattel arbeite ich nur im Schritt bisher, ich habe ja Zeit), statt hineizufallen und dann wieder hinauszurennen!

Euch vielen Dank für Eure schönen, gut verständlichen Beiträge – macht weiter so! 🙂
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Liebe Cate,

vielen Dank für Deine Zeilen! Ich freue mich über Dein Feedback sehr,
viel Spaß weiterhin bei uns,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Angela • 10. Januar 2009

Du meine Güte, wie spannend!
jetzt muss ich bis zum nächsten Blogbeitrag auf die Auflösung warten…
Mich würde interessieren: Kann man denn eigentlich Pferden mit 2 Jahren Gebiss“Erfahrung“ auch noch nachträglich etwas erklären??
LG Angela
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Hallo Angela,
zum Glück ja!!!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Ulrike • 12. Januar 2009

Die doppelt gebrochene KK-Trense meines Pferdes ist schon ziemlich „verbraucht“ (noch vom vorigen Pferd). Wir kamen gut damit klar. Jetzt soll die neue RS-Dynamik-Trense noch besser sein. Aber sie liegt anders im Maul und das ist doch wieder eine Umstellung. Jetzt warte ich noch auf Deinen Blog um uns die Umstellung zu erleichtern.
LG Ulrike
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Hallo Ulrike,
dann hoffe ich sehr, dass Dir der Blog etwas dabei helfen kann,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Angela • 31. Januar 2009

Hallo, hier nochne Angela, aber die aus Spanien,

ich muss hier noch kurz anfügen, dass ich beim Western gerittenen Pferd schon möchte, dass es dem Zügel nachgibt, nicht, dass es an ihn herantritt, wie bei der klassischen Reitweise. In der Ausbildung wird zwar auch mit Kontakt zum Pferdemaul geritten, vielleicht heutzutage auch etwas mehr als noch vor etlichen Jahren, aber eine Anlehnung ist nicht erwünscht.

Deshalb wollte ich sagen, dass ich bei meinem Westernpferd genau das möchte: Es soll dem Druck des Zügels nachgeben, bzw. nachfolgen. Dies als solches ist also noch nicht „böse“. Wenn ich „Gebisstrockenübungen“ mit meinem Westernpferd mache, lernt es: Da kommt ein Drücklein von dem komischen Ding, wie stelle ich den ab? Ich geb ein bischen nach, schon ist der Druck total weg, super, es liegt also an mir das abzustellen und ist ganz einfach…. nach links, nach rechts nach unten….

Ist das noch verträglich, mit den Ansichten aus diesem Blog?
Gruss, die spanische Angela
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Hallo Angela,
ich bin kein Gegner der Westernreitweise.
Was ich wichtig finde, ist es „dem Pferd zu erklären“ was ich möchte und das ist in der klassischen Reitweise „nimm das Gebiss an“ und in der western Reitweise “ weiche den Druck“.
Also ich finde schon, dass es in diesen Blog paßt 🙂 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Jenny • 30. März 2009

Hallo Babette,
ich reite schon immer mit Trense und Gebiss finde eine Gebisslosereitweise jedoch sehr schön und bestimmt angehnemer für das Pferd. Kannst du eine gebisslose Trense evt für`s klassische Reiten empfehlen?
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Hallo Jenny,
mir gefällt der LG Zaum am Besten. Guck mal hier und hier.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Henrike • 26. April 2014

Hallo!
Ich hab gerade mit großem Interesse die ganzen Beiträge zu den Gebissen gelesen. Ich habe mir vor 6 Wochen mein erstes eigenes Pferd gekauft, eine 6jährige Quarterstute, die dreijährig von einem Reiningtrainer mit sehr harten Gebissen eingeritten wurde. danach stand sie 3 Jahre. Jetzt haben wir 6 Wochen ausschließlich vom Boden gearbeitet und letzte Woche hab ich angefangen, sie zu reiten. Bei der bodenarbeit oder beim Fressen ist das Gebiss kein Thema, nur wenn oben ein Reiter drauf sitzt, macht sie komplett zu. Reite sie jetzt mit Sidepull, aber vielleicht hast du ja Tips, wie sie das Gebiss wieder unterm Sattel annehmen kann?
Viele Grüße
Henrike

 

Von Marnie • 5. April 2018

Hallo!
Ich suche schon die ganze Zeit nach diesen Studien, dass im Maul kein Platz für ein Gebiss ist, doch ich finde nichts. Bitte, kann mir jemand eine Quelle bieten, damit ich zukünftige Argumentationen gut fundieren kann? Danke im Voraus!

 

 

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